Eine Beschäftigung zu finden, ist oft ein wichtiger Bestandteil des Ansiedlungsprozesses. Der Zugang zu einer Beschäftigung ist der Schlüssel zur Selbständigkeit, und für manche Menschen ist es schwierig, sich als aktives Mitglied einer Gesellschaft zu fühlen, wenn sie nicht arbeiten können. 

Nicht alles, was für eine Person in Bezug auf die Beschäftigung funktioniert, muss für alle funktionieren. Nehmen Sie sich mit Ihrer Sponsoring-Gruppe Zeit, um sich mit den Bedürfnissen und Prioritäten der Flüchtlinge zu befassen, die Sie sponsern, damit Sie ihnen helfen können, geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen. Nachfolgend einige mögliche Erwägungen:

• Familienpflichten, die flexible Arbeitsverhältnisse erforderlich machen
• Mögliche Anpassungen am Arbeitsplatz zur Berücksichtigung von Fähigkeiten/Bedürfnissen
• Dauerhafte oder vorübergehende Arbeitsunfähigkeit aufgrund körperlicher oder geistlicher Gesundheitsfaktoren
• Ganz allgemein der Wunsch, Arbeit zu suchen, aus welchem Grund auch immer
• Das Alter der neu angekommenen Flüchtlinge, die eine Beschäftigung suchen (wenn sie sich z. B. dem Rentenalter nähern oder schon im Rentenalter befinden bzw. das Mindestalter für Arbeitnehmer noch nicht erreicht haben) 

Beschäftigungshemmnisse

Die Arbeitsbeschaffung kann sich aufgrund von beschränkten Arbeitsmöglichkeiten, Diskriminierung, der Nichtanerkennung von Qualifikationen und Zulassungen, unzureichender Arbeitserfahrung im Neuansiedlungsland, beschränkten Sprachkenntnissen und anderen Hindernissen als schwierig erweisen. Es gibt keine allgemeingültige und kurzfristige Lösung für diese komplexen Sachverhalte, aber es hilft, wenn Ihre Gruppe die möglichen Beschäftigungshemmnisse kennt, um besser dafür gerüstet zu sein, Unterstützung zu bieten.

Kurzfristige gegenüber langfristiger Beschäftigung

Neu angekommene Flüchtlinge, die eine Beschäftigung suchen, sollten sich einerseits zu ihren kurzfristigen und andererseits zu ihren langfristigen Beschäftigungszielen Gedanken machen. Beispiel: 

Unterstützungsaufgaben der Gruppe

Als Erstes sollten die Mitglieder der Sponsoring-Gruppe in einem Gespräch mit den neu angekommenen Flüchtlingen deren Beschäftigungsziele erörtern. Stellen Sie sicher, dass Sie Unterstützung und Informationen rund um die verfügbaren Ressourcen bieten, um den Flüchtlingen die Entscheidung zu erleichtern, wie sie die Frage der Beschäftigung am besten angehen und priorisieren. Hinsichtlich des Vorgehens wird es sehr wahrscheinlich interkulturelle Unterschiede geben. Sie und die neu angekommenen Flüchtlinge können gemeinsam beschließen, während der Beschäftigungssuche in regelmäßigen Abständen zusammenzukommen, um die Schwierigkeiten und Gelegenheiten zu erörtern und die Strategien bei der Suche einer Beschäftigung entsprechend anzupassen.

Nachfolgend einige spezifische Aufgaben:

1. Sofortige Beantragung einer Sozialversicherungsnummer (falls diese in Ihrem Land benötigt wird).
2. Kontaktaufnahme mit im Bereich der Beschäftigungsförderung tätigen örtlichen Organisationen oder mit lokalen Einwanderungsbehörden für Berufsbereitschaftskurse, Barrierehilfen und andere Arten der Unterstützung.
3. Denjenigen Flüchtlingen helfen, die bereit sind, eine Arbeit zu übernehmen: ihnen den Bewerbungsprozess und das Bewerbungsgespräch erläutern, Berufsbereitschaftskurse finden und ihnen aufzuzeigen, über welche Kanäle sie Arbeit suchen können. Die Arbeitsplatzsuche kann im Internet, über Arbeitsvermittlungsagenturen, Mailinglisten, Mitteilungsblätter von Sprachschulen oder soziale Netzwerke erfolgen.
4. Den neu angekommenen Flüchtlingen Hilfe bei der Verfassung des Lebenslaufes anbieten.
5. Sicherstellen, dass die neu angekommenen Flüchtlinge Zugang zu Informationen über die Rechte der Arbeitnehmer und die Pflichten der Arbeitgeber haben.
6. 6. Den neu angekommenen Flüchtlingen den Zugriff auf Ressourcen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz ermöglichen: Neuere Studien zu Arbeitsunfällen in Ontario (Kanada) haben gezeigt, dass neu angekommene Flüchtlinge besonders schutzbedürftig sind, wenn ihre Beschäftigung unsichere Praktiken umfasst, und dass ihr Verletzungsrisiko im Vergleich zu anderen Arbeitern in der Provinz höher ist.
7. Für diejenigen, die nicht arbeiten können, gegebenenfalls finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten recherchieren. Weitere Informationen zur Budgetplanung erhalten Sie im Kurs zur Ansiedlungsplanung und im Abschnitt zum „Budget“.
8. Möglichkeiten für Freiwilligenarbeit in Interessensgebieten der Flüchtlinge finden, die zu einer Beschäftigung führen können. 

Sehen Sie sich die nachfolgenden Beispiele an, um Ihre Kenntnisse auf mögliche Beschäftigungs-Szenarien anzuwenden.

Mateo, ein Mitglied Ihrer Sponsoring-Gruppe, arbeitet in einem Technologieunternehmen im Stadtzentrum. Kurz nach der Ankunft von Amine, dem von Ihrer Gruppe gesponserten Flüchtling, hat Mateo ihm einen Job in seinem Unternehmen im Kundendienst beschafft. Amine hat Ihnen gegenüber angedeutet, dass er sich gerne beruflich im Finanzbereich weiterbilden würde, dass ihm dies jedoch seine Arbeit im Technologieunternehmen nicht erlaube. Mateo hat zudem erwähnt, dass Amine oft zu spät zur Arbeit erscheine und oft müde aussehe und unproduktiv sei.

Wie lassen sich durch die „Berücksichtigung von Macht“ mögliche Probleme in diesem Szenario erkennen?

Wie könnte Ihre Sponsoring-Gruppe bei einer solchen Situation die Kommunikation gestalten?

Ihre Gruppe sponsert Salma und deren zwei kleinen Kinder, Anusheh und Saiful. Salma spricht die Sprache des Neuansiedlungslandes fließend und hat einen Master-Abschluss in Human Resources. Als Salma im Neuansiedlungsland ankam, hat sie eine Sprachprüfung abgelegt. Es wurde ihr gesagt, sie müsse ihre Schreibkompetenz verbessern. Die Gruppe hat ihr angeboten, sie bei Schreibkursen und -workshops anzumelden, aber sie denkt, das sei nicht nötig.

Sie hat sich stattdessen darauf konzentriert, Arbeit zu finden. Seit ihrer Ankunft vor zwei Monaten hat sie weitere Jobangebote erhalten. Zwei Jobs waren jedoch in der Reinigungsbranche und sie hätte abends arbeiten müssen. Sie hat die Jobs nicht angenommen, denn es wäre schwierig, zu dieser Zeit eine Kinderbetreuung zu finden, und sie wollte nicht jeden Abend getrennt von den Kindern verbringen.

Sie hat noch zwei weitere Jobangebote erhalten: als Barista in einem Café und als Kellnerin in einem lokalen Restaurant. Bei beiden Jobs hätte sie nur tagsüber arbeiten müssen, aber Salma hat sie nicht angenommen, denn sie denkt, mit einem Master sollte es ihr möglich sein, eine Arbeit in ihrem Interessensgebiet zu finden.

Auch wenn es sich noch um eine frühe Phase des Sponsoring-Projekts handelt, sind einige Gruppenmitglieder besorgt, dass Salma bis zum Ende des Sponsoring-Zeitraums nicht finanziell selbständig wird.

Inwiefern ist die „Berücksichtigung von Macht“ in diesem Szenario wichtig?

Inwiefern ist der „Umgang mit Erwartungen“ in diesem Szenario wichtig?

Welche möglichen Maßnahmen könnten die Mitglieder der Sponsoring-Gruppe ergreifen?