27 Jun 3.7 Psychische Gesundheit
Ziel dieses Abschnitts ist es, Ihnen als Mitglied einer Sponsoring-Gruppe Informationen dazu bereitzustellen, wie Sie im Zusammenhang mit dem Sponsoring von Flüchtlingen Fragen der psychischen Gesundheit angehen können. Es handelt sich hierbei nicht um fachliche Beratung. Dieser Abschnitt ersetzt keine fachliche Beratung.
Welches ist die Aufgabe der Sponsoring-Gruppen bei Fragen der geistigen Gesundheit?
Sponsoring-Gruppen spielen eine wesentliche Rolle beim Anpassungsprozess der neu angekommenen Flüchtlinge in die neue Gemeinschaft, da sie die Bedürfnisse der Flüchtlinge ermitteln und den Kontakt zu den erforderlichen Ressourcen herstellen. Das gilt auch für psychische Bedürfnisse.
Als Mitglied einer Sponsoring-Gruppe können Sie den neu angekommenen Flüchtlingen dabei helfen, professionelle Hilfe zu suchen, von der alle Personen ungeachtet ihres Hintergrunds profitieren können.
Anzeichen für psychische Probleme
Eine Migration oder sogar einfach ein Umzug ist für viele Menschen belastend – so auch für Flüchtlinge, die neu angesiedelt werden. Die Ankunft und der Anpassungsprozess sind vielleicht aufregend, aber bringen auch sehr viele Veränderungen.
Nachfolgend einige Beispiele für solche Veränderungen:
- Trennung von der Familie
- Verlust sozialer Unterstützung
- Sprachliche Barrieren
- Kulturelle Anpassungen
- Schwierigkeiten, eine Wohnung oder ein Haus zu finden
- Die Suche nach einer Beschäftigung
- Ein neues Schulsystem und eine neue Gemeinschaft
Bei seiner Ankunft bringt ein Flüchtling unter Umständen viel Enthusiasmus mit und ist voller Hoffnung, was das Leben in der neuen Gemeinschaft angeht. Es ist jedoch möglich, dass er nach dem Abklingen der anfänglichen Euphorie umso mehr mit Stress- und Angstgefühlen zu kämpfen hat. Vielleicht kann bereits vor der Ankunft durch eine medizinische Untersuchung ein bestimmter Bedarf an psychischer Betreuung erkannt werden. Die Wahrnehmung von Anzeichen dafür, dass eine psychische Betreuung erforderlich sein könnte, setzt Sie in die Lage, die Flüchtlinge mit den relevanten Ressourcen in Verbindung zu setzen.
Flüchtlinge kommen unter Umständen aus einem unsicheren und instabilen Land. Manchmal beginnen wir jedoch erst dann mit der Verarbeitung unserer Erfahrungen, wenn wir uns an einem sicheren Ort befinden und Gedanken und Gefühle aufkommen, für den es zuvor keinen Raum gab. Dies kann verständlicherweise unsere psychische Gesundheit beeinträchtigen, und jedes Menschen Erfahrung ist einzigartig.
Unser Körper sagt uns, wenn wir Hilfe benötigen. Nachfolgend einige physiologische Warnsignale:
- Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen, Erschöpfung
- Albträume
- Flashbacks
- Konzentrationsschwächen und Gedächtnis-probleme
- Schwindel, Übelkeit, Schmerzen
- Herzklopfen
- Intimitätsvermeidung
Unser Verhalten kann auch darauf hindeuten, dass wir Hilfe benötigen. Nachfolgend einige Verhaltens-auffälligkeiten, die Warnsignale sein können:
- depressive Stimmung
- Reizbarkeit
- Soziale Isolation
- Traurigkeit
- Drogenkonsum
Ein traumasensibler Ansatz
Was ist ein Trauma?
Bei traumatischen Erfahrungen erleben, sehen oder erfahren Menschen etwas, das äußerst beängstigend für sie ist. Dabei kann es sich um wirkliche oder vermeintliche Bedrohungen des Lebens oder der körperlichen und psychischen Sicherheit (z. B. sexuelle Gewalt, Folter, Zwangsvertreibung) der Person selbst oder anderer Personen handeln.
Wird ein Ereignis von einem Menschen als traumatisch empfunden, kann dies zu starker Angst oder Schrecken, einem Gefühl der Machtlosigkeit und einem Verlust der Kontrolle führen. Eine Person kann zu jeder Zeit nach einem solchen überwältigenden Ereignis eine traumatische Belastungsstörung oder anhaltende Symptome entwickeln.
Wie kann ich „traumasensibel“ sein?
- Erkennen Sie, welche mögliche Auswirkung die Traumageschichte einer Person auf ihr Leben und ihre Entwicklung hat;
- Tragen Sie dieser möglichen Auswirkung bei ihren Interaktionen mit dieser Person Rechnung;
- Wählen Sie einen befähigenden Ansatz, um eine noch nochmalige Viktimisierung zu vermeiden; und
- Achten Sie auf Selbstfürsorge, um die Risiken einer sekundären Traumatisierung und eines Burnouts zu verringern
Möglichkeiten zur Anwendung eines Traumasensiblen Ansatzes im Flüchtlings-Sponsoring
1. Informieren Sie sich über Leistungserbringer im Bereich der psychischen Gesundheit in Ihrer Gemeinschaft
Die psychische Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen Gesundheit einer Person. Deshalb empfiehlt es sich, sie in die engagierten Bemühungen der Sponsoring-Gruppe rund um die Gesundheit der Flüchtlinge einzubeziehen. Das könnte Folgendes umfassen:
- Die Ermittlung örtlicher Leistungserbringer im Bereich der psychischen Gesundheit und örtlicher Sorgentelefonnummern
- Informationen über die Verfahren im Bereich der Gesundheitsfürsorge in Ihrer Gemeinschaft beschaffen, die sich speziell auf die psychische Gesundheit beziehen
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- Ist es notwendig/besser einen Hausarzt aufzusuchen, um an einen Spezialisten überwiesen zu werden?
- Gibt es Nebenkosten, müssen Formulare ausgefüllt werden, gibt es andere administrative Details?
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- Hervorheben, dass die Privatsphäre und die Vertraulichkeit ein wichtiger Bestandteil dieser Leistungen sind
- Verfügbar sein, um bei der Vereinbarung von Terminen zu helfen
- Wenn nötig, Dolmetschdienste finden, mit denen sich die Person wohl fühlt, und dabei die vertrauliche Behandlung der Informationen sicherstellen
- Die Person dazu ermutigen, Vertrauen zu haben, dass ihre Stimme, ihre Wünsche und ihre Sichtweisen wichtig sind
- Je nach den Wünschen der Person die Teilnahme an Aktivitäten oder in kulturellen Gemeinschaften unterstützen
2. Machen Sie sich mit den möglichen Anzeichen für traumatischen Stress vertraut
Gehen Sie noch einmal durch, was „traumasensibel“ sein bedeutet. Traumatischer Stress kann zu einem beliebigen Zeitpunkt auftreten, nachdem eine Person eine traumatische Erfahrung gemacht hat. Geist und Körper lassen uns wissen, dass wir zusätzliche Hilfe beim Heilungsprozess benötigen.
- Reizbarkeit
- Zornausbrüche
- Nervös oder aufgeregt fühlen
- Übertriebene Schreckreaktion
- Unangenehme Gedanken/Bilder
- Eingeschränkte Erinnerungsfähigkeit
- Verlust von Freude und Interesse
- Sich „leer“ fühlen
- Fatigue
- Gefühl einer verkürzten Zukunft
- Flashbacks
3. Versuchen Sie, ein sicheres, zugängliches und integratives Umfeld zu schaffen
- Empathie hilft der Heilung. Sie könnte darin bestehen, dass man der Person versichert, dass es ok ist, aufgebracht zu sein, wenn man sich mit etwas schwertut.
- Wahren Sie Grenzen , denn das kann hilfreich sein, um sicherzustellen, dass Sie beide gesund bleiben. Es ist empfehlenswert, sich regelmäßig zu fragen, wie man sich fühlt, um dieses empfindliche Gleichgewicht zu wahren
- Auf eine vorurteilsfreie Weise zuzuhören und zu antworten , kann Ihnen bei Ihrer Aufgabe helfen, die darin besteht zu helfen und zu ermutigen. Nachfolgend einige Möglichkeiten, wie Sie das angehen können:
- Stellen Sie jeweils immer nur eine Frage
- Führen Sie einfache Gespräche
- Stellen Sie offene Fragen wie z. B. „Wie geht es Ihnen heute?“
- Finden Sie Wege, Fortschritte zu feiern , und anerkennen Sie die Stärken und Erfolge der Person!
4. Achten Sie auf mögliche Auslöser
Ereignisse, die weder Sie noch der Flüchtling vorhersehen können, könnten Reaktionen auf schwierige oder traumatische Erfahrungen auslösen. Natürlich können Sie diese nicht voraussehen und es ist nicht realistisch, alles zu vermeiden. Ihre Aufmerksamkeit erlaubt es Ihnen jedoch, sich in diesem Moment zu konzentrieren. Einige Beispiele für mögliche Auslöser:
- Vorbeifliegende Flugzeuge
- Das Knallen von Feuerwerk
- Der Umgang mit Autoritätspersonen (z. B. Polizei, Ärzte und Ärztinnen, Beamte)
- Das Unterzeichnen von Formularen
- Die Aufnahme in ein Krankenhaus
5. Akzeptieren Sie das Tempo des Flüchtlings
Es gibt keinen allgemein gültigen oder korrekten Weg der Besserung. Das gilt auch für Flüchtlinge.
6. Unterstützen Sie die Flüchtlinge bei einem möglichen Zugang zu Fachdienstleistungen
Während es einigen Personen nichts ausmacht und sie sich daran gewöhnt sind, mit Fachleuten über mögliche psychische Probleme zu sprechen, fällt dies anderen schwer. Es kann sehr viele Gründe dafür geben, beispielsweise die Angst um ihre persönliche Sicherheit, ein Stigma, die Kultur, die Persönlichkeit, frühere entmutigende oder negative Erfahrungen, die Familie, Verweigerung und viele weitere mehr. Es kann auch sein, dass es einfach ein Konzept ist, das der Person nicht bekannt ist, und dass sie nicht sieht, welchen Wert eine Therapie oder eine psychologische Beratung hat. Nachfolgend einige Beispiele, wie Ihre Sponsoring-Gruppe den Zugang zu Dienstleistungen im Bereich der psychischen Gesundheit erleichtern kann:
- Bezeichnen Sie es als etwas Normales, wenn jemand zögert, da Menschen mit psychischen Problemen in vielen Teilen der Welt stigmatisiert, dämonisiert, unterdrückt oder körperlicher Schaden zugefügt wird. Es empfiehlt sich unter Umständen zu erklären, dass mentale Gesundheit für viele Menschen ungeachtet ihres kulturellen Hintergrunds ein Tabuthema ist.
- Anerkennen Sie, dass die Flüchtlinge möglicherweise Erfahrungen gemacht haben, die Sie sich nicht vorstellen können, und dass es trotz ihrer Widerstandsfähigkeit in der neuen Gemeinschaft in Ordnung ist, professionelle Hilfe zu beanspruchen.
- Bekräftigen Sie die Verfügbarkeit von Dienstleistungen und dass ein sicherer, unterstützender Ort, an dem es möglich ist, in stressigen Momenten im Leben über private Dinge zu sprechen, hilfreich sein kann. Es empfiehlt sich unter Umständen zu betonen, dass viele Personen, auch andere Flüchtlinge, eine psychische Betreuung als hilfreich empfunden haben.
Nicht vergessen
Jede Person hat andere Erfahrungen gemacht und jede Person reagiert anders auf ihre Erfahrungen. Nachfolgend ein paar mögliche Szenarien hinsichtlich der mentalen Gesundheit der neu ankommenden Flüchtlinge:
Ressourcen
„Refugees, Mental Health, and Sponsorship" RSTP (video)
„Post Traumatic Stress Disorder and your Role" Centre for Addiction and Mental Health (video)
„Refugee Mental Health Matters" Future Focus Film Ltd (video)
Kontrollfragen: Psychische Gesundheit
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