Ihre Gruppe möchte unter Umständen gemeinsame Ausflüge mit den neu angekommenen Flüchtlingen organisieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass dies die einzigen gesellschaftlichen Möglichkeiten sein sollten, die ihnen geboten werden.

Eine wichtige Art und Weise, die Integration und Eigenständigkeit der neu angekommenen Flüchtlinge zu unterstützen, besteht in ihrer Einbindung in ein unterstützendes soziales Netzwerk. Ihre Gruppe muss diesem Netzwerk nicht unbedingt angehören. Der Aufbau eines vielfältigen Netzwerks dauert eventuell länger als der Sponsoring-Zeitraum, aber es ist möglich, wenn bewusst vorgegangen wird. 

Während der Vorbereitung der Ankunft der Flüchtlinge haben Sie Ihr Kontaktnetz bereits stark erweitert, indem Sie mit Leuten über Beschäftigungsmöglichkeiten, Sprachkurse, Ansiedlungsdienstleistungen, kulturelles Bewusstsein usw. gesprochen haben. Die neu ankommenden Flüchtlinge werden zudem ihre eigenen Beziehungen aufbauen und Kontakte knüpfen. 

Organisation gesellschaftlicher Veranstaltungen

Nach der Ankunft der Flüchtlinge empfiehlt es sich eventuell ein informelles Treffen zu organisieren, an dem die Menschen, die Sie sponsern, und die Sponsoring-Gruppe sich besser kennenlernen können. Ein gängiges Beispiel ist ein Abendessen bei einem Gruppenmitglied zu Hause. Die Gruppenmitglieder können auch Ausflüge organisieren, um Sehenswürdigkeiten, Festivals, Konzerte oder Sportanlässe zu besuchen.

Nachfolgend einige Erwägungen und bewährte Verfahren für die Organisation von gesellschaftlichen Veranstaltungen:

1. Erstellen Sie in einer frühen Phase des Sponsoring-Projekts einen sozialen Kalender – dies Aufgabe kann gemeinsam mit den Gruppenkoordinatoren wahrgenommen werden. Es gibt beliebte und nützliche Anwendungen – wie z. B. Google Calendar –, die Gruppen verwenden können, um Termine zu koordinieren; diese sind nicht nur praktisch für gesellschaftliche Veranstaltungen, sondern auch für Aktivitäten des alltäglichen Lebens (Schule, Arbeit, ärztliche Termine usw.). Außerdem kann durch die Einrichtung eines Gruppenchats mit den neu angekommenen Flüchtlingen auf einem Kanal wie WhatsApp sichergestellt werden, dass alle den gleichen Informationsstand bezüglich der Aktivitäten haben.

2. Respektieren Sie stets die Vorlieben und die Unabhängigkeit der Menschen, die Sie sponsern. Vielleicht wollen sie an einer Aktivität (wie z. B. Kontakt mit einer Gemeinschaft aufzunehmen, die ihre Sprache spricht) teilnehmen, vielleicht aber auch nicht. Sie könnten sich eventuell auch davon überfordert fühlen, oft mit der Sponsoring-Gruppe für gesellschaftliche Veranstaltungen zusammenzukommen. Achten Sie darauf, wie sich die Flüchtlinge fühlen, und respektieren Sie als Gruppe deren Grenzen.

3. Es empfiehlt sich eventuell, bestimmte gesellschaftliche Veranstaltungen wie Abendessen auf die Gruppenmitglieder (oder bestimmte Gruppenmitglieder) und die neu angekommenen Flüchtlinge zu beschränken. Sie können die Menschen, die Sie sponsern fragen, ob sie andere Personen einladen möchten. Es ist jedoch nicht immer angebracht, Personen einzuladen, die nicht der Gruppe angehören. Der Schlüssel liegt darin, zu fragen und die Wünsche der neu angekommenen Flüchtlinge zu respektieren.

Letzten Monat hat Ihre Sponsoring-Gruppe die Familie Senai willkommen geheißen. Dies ist Ihr zweites Sponsoring-Projekt. Zuvor haben Sie die Familie Zerezghi gesponsert. Normalerweise organisieren Sie separat ein Abendessen für die Familie Senai und eines für die Familie Zerezghi, aber Sie haben sich entschlossen, ein gemeinsames Abendessen zu organisieren, damit die Familien sich kennenlernen können. 

Während des Essens ist Petros Senai Ihnen gegenüber besonders aufmerksam. Er sagt Ihnen, dass Sie sein bester Freund seien und dass er gerne viel Zeit mit Ihnen verbringe. Sie bemerken, dass er dies immer dann tut, wenn Ali Zerezghi in der Nähe ist, der etwa gleich alt ist wie Petros. 

Am nächsten Tag erklärt Ihnen Ali, dass er gekränkt sei, weil Sie Petros besser mögen als ihn.

Inwiefern beeinflusst in diesem Szenario die Berücksichtigung von Macht Ihr Verständnis der Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Sponsoring-Gruppe und den neu angekommenen Flüchtlingen?

Welche weiteren Erwägungen sind in diesem Szenario wichtig?

Wie könnte die Sponsoring-Gruppe auf Alis Befürchtungen reagieren?

HINWEIS: Die in diesem Szenario auftretenden Probleme bedeuten nicht, dass eine Gruppe nie ein Essen mit mehreren der Familien organisieren soll, die sie sponsert. Es ist vielmehr ein Beispiel für unbeabsichtigte Folgen einer ehrlichen, von einer Sponsoring-Gruppe getroffenen Entscheidung.