4.3 Förderung des Sponsorings

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Die Benutzer dieser Online-Lernressource sind dafür verantwortlich, sich mit staatlichen und lokalen Organisationen in Verbindung zu setzen, um den Zugang zu relevanten Informationen über das Sponsoring von Flüchtlingen in Ihrer Gemeinschaft sicherzustellen.

 

 

Erwägungen beim Austausch von Erfahrungen

 

 

Aus welchen Gründen könnten Sie anderen über Ihre Erfahrungen mit dem Sponsoring erzählen wollen?

  • Das Bewusstsein und die öffentliche Unterstützung für Flüchtlinge erhöhen und andere Personen für das Sponsoring gewinnen
  • Sich über die besten Verfahren austauschen, um die Sponsoring-Erfahrungen für alle zu verbessern
  • Erfolge, auf die Sie stolz sind, und das, was Sie gelernt haben, mit anderen teilen
  • Im Zusammenhang mit dem Flüchtlings-Sponsoring und integrativen Gemeinschaften Kontakt mit einer größeren Gemeinschaft aufnehmen 
Quelle: Ottawa Newcomer Health Centre – an deren multikulturellen Gesundheitsmesse in Zusammenarbeit mit Medizinstudierenden der Universität Ottawa.

Was sollte man dabei beachten?

Um die Vorteile des Austauschs von Erfahrungen mit dem Sponsoring von Flüchtlingen zu nutzen und unbeabsichtigte negative Folgen zu vermeiden, empfehlen wir Ihnen die Leitprinzipien sowie die nachfolgenden Erwägungen zu beachten:

1. Privatsphäre und Selbstbestimmung
Geben Sie nur Informationen weiter, die die neu angekommenen Flüchtlinge weiterzugeben gewillt sind. Denken Sie daran, dass die Flüchtlinge unter Umständen Mühe haben, Ihnen oder der Sponsoring-Gruppe gegenüber nein zu sagen. Überlegen Sie sich, was getan werden kann, um die Flüchtlinge zu stärken, und akzeptieren Sie, dass diese unter Umständen wünschen, dass keine Informationen weitergegeben werden. (Siehe Privatsphäre und Vertraulichkeit sowie Berücksichtigung von Macht)

2. Sicherheit
Denken Sie daran, dass sich Informationen aufgrund der weltweiten Verbundenheit ethnischer, kultureller, religiöser oder anderer Gemeinschaften in Neuansiedlungsgemeinschaften sehr schnell verbreiten könnten. Auch wenn sie keiner offenen Diskriminierung oder Gewaltandrohung ausgesetzt sind, fühlen sich die neu angekommenen Flüchtlinge vielleicht nicht vollständig sicher. Ob und wie ihre Geschichte erzählt wird, könnte sich positiv oder negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken. Nachfolgend einige mögliche Sicherheitsbedenken:

  • Ein Täter oder eine Täterin häuslicher Gewalt erfährt, wo die oder der Überlebende neu angesiedelt wurde
  • Eine Person wird aus der Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen, wenn ihre sexuelle Orientierung bekannt wird 
  • Die Eltern einer Transgender-Person erhalten Drohungen, wenn bekannt wird, wo sich ihr Kind befindet

3. Narrative des hilflosen Opfers
Bedenken Sie, ob Ihre Mitteilungen nicht ein grob vereinfachendes und verletzendes Bild von den Flüchtlingen als hilflose Opfer verstärken, die nach ihrer Ankunft in der Neuansiedlungsgemeinschaft nicht fähig sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen (wichtig bei der Berücksichtigung von Macht). Überlegen Sie sich, wie Sie Erfahrungen weitergeben können, ohne Verallgemeinerungen über einzelne Personen oder Gemeinschaften zu fördern – seien es nun Flüchtlinge, andere Neuankömmlinge oder die Sponsoren.

4. Dauerhaftigkeit von Informationen in den Medien
Da Informationen in den Medien – einschließlich Social Media – schwer zu löschen oder dauerhaft sind, ist es wichtig, dass Ihre Sponsoring-Gruppe und die neu ankommenden Flüchtlinge verstehen, dass es unter Umständen nicht mehr möglich ist, eine Einwilligung zu widerrufen, nachdem die Informationen veröffentlicht wurden.

 

 

Szenario: Veröffentlichung einer Geschichte

 

 

An einem gesellschaftlichen Anlass trifft Pablo zufällig auf Mariana, eine ehemalige Arbeitskollegin. Hier ist ihr Gespräch.

Paolo: Hallo Mariana! Schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht‘s?

Mariana: Gut, danke, Paolo! Und wie geht‘s dir?

Paolo: Ich habe gerade ziemlich viel zu tun. Meine Freunde und ich sponsern eine Flüchtlingsfamilie.

Mariana: Wirklich? Woher kommen die Flüchtlinge?

Paolo: Aus Eritrea, aber sie haben im Südsudan gelebt, bevor sie letzten Monat hierherzogen.

Mariana: Das ist toll, dass du da mitmachst. Warum mussten sie fliehen?

Paolo: Der Vater, Kidane, war im Gefängnis, weil er Journalist ist. Und ich glaube seine Frau, Mariam, wurde von einem Milizionär sexuell missbraucht.

Mariana: Das ist ja schrecklich. Zum Glück sind sie jetzt hier.

Paolo: Ja, sie besuchen hier eine Gruppentherapie. Ich glaube, das hilft.

Mariana: Es ist wichtig, dass sie ein unterstützendes Netzwerk haben.

Paolo: Ja, unbedingt. Schau, da kommt Kidane. Ich stelle ihn dir vor.

Mariana: Gerne!

Was für Informationen gibt Paolo weiter, die in dieser Situation nicht weitergegeben werden sollten?

Inwiefern wirft die Weitergabe dieser Informationen Besorgnisse hinsichtlich der Privatsphäre und Vertraulichkeit auf?

 

 

Kontrollfrage: Welche Antworten von Paolo würden Sie ändern und wie?

 

 

Lesen Sie das Skript dieses Szenarios noch einmal durch und achten Sie besonders auf die Antworten von Paolo.

 

An einem gesellschaftlichen Anlass trifft Pablo zufällig auf Mariana, eine ehemalige Arbeitskollegin. Hier ist ihr Gespräch.

Paolo: Hallo Mariana! Schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht‘s?

Mariana: Gut, danke, Paolo! Und wie geht‘s dir?

Paolo: Ich habe gerade ziemlich viel zu tun. Meine Freunde und ich sponsern eine Flüchtlingsfamilie.

Mariana: Wirklich? Woher kommen die Flüchtlinge?

Paolo: Aus Eritrea, aber sie haben im Südsudan gelebt, bevor sie letzten Monat hierherzogen.

Mariana: Das ist toll, dass du da mitmachst. Warum mussten sie fliehen?

Paolo: Der Vater, Kidane, war im Gefängnis, weil er Journalist ist. Und ich glaube seine Frau, Mariam, wurde von einem Milizionär sexuell missbraucht. 

Mariana: Das ist ja schrecklich. Zum Glück sind sie jetzt hier.

Paolo: Ja, sie besuchen hier eine Gruppentherapie. Ich glaube, das hilft.

Mariana: Es ist wichtig, dass sie ein unterstützendes Netzwerk haben.

Paolo: Ja, unbedingt. Schau, da kommt Kidane. Ich stelle ihn dir vor.

Mariana: Gerne!

 

Wählen Sie in Ihrem Schulungstagebuch die Antworten von Paolo aus, die zu Bedenken bezüglich Privatsphäre und Vertraulichkeit Anlass geben, und notieren Sie neue Antworten für Paolo, mit denen sich diese Bedenken ausräumen lassen.

 

Strategien für den Austausch von Erfahrungen

 

Auch wenn es schwierig erscheinen mag, den Erwägungen bei der Weitergabe von Geschichten der Flüchtlinge auf sinnvolle Weise Rechnung zu tragen, kann es, wenn man es gut macht, für die neu angekommenen Flüchtlinge und die aufnehmenden Gemeinschaften, wie das gesamte Sponsoring, eine starke und transformative Wirkung haben. Diese Erwägungen und Strategien sind sowohl für größere, von Ihrer Sponsoring-Gruppe organisierte Veranstaltungen oder Kampagnen nützlich als auch dafür, in Alltagsgesprächen mit besonders neugierigen Menschen bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten.

  • Besprechen Sie innerhalb Ihrer Sponsoring-Gruppe und mit den neu angekommenen Flüchtlingen, was wo weitergegeben werden darf.
  • Erinnern Sie sich daran, dass die Wünsche, die Privatsphäre und die von den neu angekommenen Flüchtlingen gesetzten Grenzen Vorrang haben.
    • Gibt es bestimmte Sicherheits- oder datenschutzrechtliche Bestimmungen im Flüchtlings-Sponsoring-Programm Ihres Landes, an die Ihre Sponsoring-Gruppe gebunden ist?
    • Wäre es nützlich, eine Einverständniserklärung zu haben, die die neu ankommenden Flüchtlinge unterzeichnen können?
  • Überlegen Sie sich, ob es nützlich wäre, für die Gruppe Richtlinien für den Umgang mit herkömmlichen oder sozialen Medien festzulegen.
    • Reicht es aus, wenn die Gruppe eine mündliche Vereinbarung trifft, oder wäre es hilfreich, wenn die Mitglieder eine schriftliche Verpflichtung unterschreiben, sich an die (eventuell) gemeinsam entwickelten Richtlinien zu halten?
  • Überprüfen und bestätigen Sie die entsprechende Abmachung der Gruppe und der neu angekommenen Flüchtlinge, falls sich während des Sponsoring-Zeitraums persönliche Einstellungen und Grenzen verschieben, und stehen Sie den Veränderungen offen gegenüber.
  • Wenn die neu angekommenen Flüchtlinge den Umfang ihrer Zustimmung vollumfänglich verstehen und sich ausdrücklich einbringen wollen, stellen Sie sicher, dass Sie genau wissen, was deren Grenzen sind. Nachfolgend einige Möglichkeiten hinsichtlich des Umfangs des Engagements:
    • Die Flüchtlinge sind die einzigen, die von ihren Erfahrungen erzählen.
    • Die Flüchtlinge sind auf Fotos/in Filmen ganz zu sehen oder es werden nur ihre Hände gefilmt und ihre Stimmen aufgenommen. 
    • Die Flüchtlinge bestimmen, ob sie ihre wirklichen Namen oder ein Pseudonym verwenden wollen.
    • Es wird nur über ihre Erfahrungen nach ihrer Ankunft berichtet oder der Fokus wird einzig auf die Sponsoren gelegt.
Quelle: Refugee613

Hinweise zum Ton und Inhalt::

  • Versuchen Sie die a href="https://www.youtube.com/watch?v=D9Ihs241zegu0026amp;t=193s" target="_self">Nuanciertheit, Vielschichtigkeit, Belastbarkeit und Würde aller Personen, einschließlich der neu angekommenen Flüchtlinge, deutlich zu machen.
  • Vermeiden Sie es, die Sponsoren als Superhelden oder Retter darzustellen. Stellen Sie sicher, dass es klar ist, dass die neu ankommenden Flüchtlinge gleichberechtigte und aktive Teilnehmer bei ihrer eigenen Anpassung an die neuen Umstände und ihrem Engagement in der neuen Gemeinschaft sind.
  • Stellen Sie die Ziele des Sponsorings sowie die sich dabei bietenden Gelegenheiten und die Herausforderungen heraus (siehe 1.3 Warum Flüchtlings-Sponsoring?).
  • Heben sie die Vielfalt von Identitäten und Erfahrungen der Menschen, einschließlich der neu ankommenden Flüchtlinge hervor ( 2.1.3 Berücksichtigung kultureller Unterschiede).

Dieses Video ist ein Beispiel für Menschen im Vereinigten Königreich, die über die Erfahrungen berichten, die sie mit dem gemeinschaftsgetragenen Sponsoring von Flüchtlingen gemacht haben

Quelle: GRSI YouTube ‘Community Sponsorship in the UK

Ressourcen
„Solutions and Actions You Can Take Today" Amnesty International
„The Danger of a Single Story" (Video über die Notwendigkeit, differenzierte Geschichten zu erzählen)
„Refugees’ and Migrants’ Rights Are Human Rights" Amnesty International
„Guide to Hope-Based Communications" Open Global Rights

 

 

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